In der letzten Woche galt für Franziska Mietzsch alle Konzentration den Spielen ihrer Mannschaft bei der Weltmeisterschaft der Damen im Unihockey im schwedischen Västeras.

Doch von vorn: Franziska, welche aus dem nahegelegenen Wusterwitz stammt, kam vor fast sechs Jahren über Freunde das erste Mal mit Unihockey in Berührung. Anfangs nur in der AG des Bismarck Gymnasiums fand sie sehr schnell Gefallen daran und war fortan regelmäßig in der Halle anzutreffen. Sportlich war sie schon immer, doch ihr guter Umgang mit Schläger und Ball machte sie bald auch für die Regionalliga Herren Mannschaft des SV Chemie Genthin interessant.
Da es keine reine Damenmannschaft in der Umgebung gibt, blieb ihr nur, sich in dieser vermeintlich ungleichen Konstellation durchsetzen zu müssen. Jedoch war dies keineswegs ein Nachteil, denn so mancher Gegenspieler staunte nicht schlecht, als er im Zweikampf von ihr düpiert worden ist.

Im Team etablierte sie sich über die Jahre hinweg als feste Größe und machte ein weiteres Mal auf sich aufmerksam, als sie im September 2007 bei einem Sichtungstrainingslager der U19 Damen Nationalmannschaft vorspielte. Die Trainer erkannten ebenfalls ihr Talent und luden sie als festen Bestandteil zu den weiteren Trainingslagern ein. Folgerichtig absolvierte sie ihre ersten Juniorenländerspiele und sollte dem Team helfen, bei der U19 Weltmeisterschaft im März 2008 in Polen erfolgreich abzuschneiden. Unterstützt von einigen ihrer Teamkollegen des SV Chemie und den Eltern auf den Fanrängen gelang dies leider nicht, denn die Nationalmannschaft belegte den letzten Platz. Franziska allerdings schaffte es durch Spitzenleistungen zu überzeugen und wurde umgehend nach dem Turnier zur Damen A-Nationalmannschaft eingeladen.

Zeitweilig wurde es ziemlich stressig zwischen Abitur, Unihockey im Verein und Nationalteam, aber letztlich wurde ihr Einsatz belohnt. Neben einem erfolgreichen Schulabschluss bekam sie auch das Angebot, für die Saison 2009/2010 in der höchsten schweizer U21 Juniorenliga für die Burgdorf Wizards aufzulaufen. Die Schweiz gilt neben Schweden als stärkste Nation im Damenunihockey. So zögerte sie nicht lange und es trennten sich im letzten Sommer erstmals die Wege zwischen ihr und dem SV Chemie. In der Schweiz angekommen trainiert sie vier Mal in der Woche im Verein und arbeitet nebenbei als Au Pair. Auch hier schaffte sie es zu überzeugen und zählt zu den Stammspielerinnen.

Im September dann kam die Einladung für Deutschland bei der B-Weltmeisterschaft vom 5. – 11. Dezember 2009 aufzulaufen. Als feste Größe auf der rechten Verteidigerseite erkämpfte das Team im Eröffnungspiel gegen Kanada einen 7:2 Sieg, gefolgt von einem 3:3 Unentschieden gegen Estland, sowie zwei weiteren Siegen gegen Japan (7:1) und Ungarn (3:1). Als Tabellenführer hieß der Gegner im Halbfinale Australien. Leider konnte das Team die Leistung aus vorangegangenen Spielen nicht abrufen und verlor mit 1:2. Allerdings durfte Franziska erfreulicherweise die Auszeichnung zur besten Spielerin auf deutscher Seite entgegennehmen. Im Spiel um Platz 3 fanden alle wieder zu alter Stärke zurück und bezwangen Singapur mit 4:1. Somit konnten die Deutschen den dritten Platz bei der B-WM feiern.
Die größte Überraschung folgte jedoch nach dem Finale, als im Anschluss die Allstars – die beste Spielerin des Turniers auf der jeweiligen Position – benannt wurden. Neben der deutschen Torfrau erspielte sich Franziska den Titel der besten Spielerin auf der rechten Verteidigerseite.

Und so nahm die Reise nach Schweden trotz der verpassten vorzeitigen Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2011 in der Schweiz für sie persönlich ein versöhnliches und überaus erfolgreiches Ende.
Man darf gespannt sein wohin die Entwicklung dieser ehrgeizigen Sportsfrau noch gehen wird. Und wer weiß, vielleicht wird Franziska Mietzsch, welche auf ihrem sportlichen Weg auch immer tatkräftig von ihren Eltern unterstützt wurde, irgendwann zu den Wurzeln ihres Erfolges zurückkehren und mit der Mannschaft des SV Chemie Genthin um Punkte kämpfen.

EDIT: Der dazugehörige Artikel in der regionalen Zeitung „Volksstimme“ ist hier nachzulesen!