Ein ungewohntes Bild bot sich den Spielern des SV Chemie Genthin an diesem Samstag. Das erste Mal in dieser Saison war es möglich ein Spiel vor heimischer Kulisse auszutragen und das ließen sich die wenigsten entgehen. In der randvollen Sporthalle an der Berliner Chaussee war der Gegner im Achtelfinale des DUB -Pokals die große Unbekannte. Das Einzige was man über den TSV Neuwittenbek wusste, war dass sie überragend in der Regionalliga Nord führten und auch der erste Tabellenführer der neu gegründeten 2. Bundesliga West waren. Das verlangte den Genthiner eine gehörige Portion Respekt ab, zumal man in diesem Wettbewerb auf die weibliche Unterstützung auf dem Feld verzichten musste.
Pünktlich um 11:30 konnte es dann unter dem lautstarken Beifall der zahlreichen Fans losgehen. Die Maxime, dass Augenmerk auf eine sichere Verteidigung zu richten, schien sich im ersten Drittel auszuzahlen. Zwar konnte der Gegner freier kombinieren aber nie eine wirkliche Gefahr für das Genthiner Gehäuse darstellen. Beide Mannschaften tasten sich einige Zeit ab, da keiner sein Gegenüber einzuschätzen vermochte. Bis Niels Lütge in der zehnten Spielminute, nach einem schnellen Konter, den Ball, unter schallendem Jubel der Zuschauer, im Tor der Norddeutschen versenken konnte. Dies sollte dann aber auch das einzige Highlight des ersten Drittels bleiben. Zwar hatte der TSV etwas mehr Spielanteil, schaffte es aber nicht, diesen effektiv zu nutzen. Mit diesem knappen Vorsprung ging es für die Genthiner ab in die Kabine, in der es nicht all zuviel zu kritisieren gab.
Im zweiten Drittel war es dann mit der Ruhe vorbei. Beide Seiten suchten den Torabschluss und gingen deutlich härter ans Werk. Für die angereisten Schiedsrichter aus Halle/Saale war das Spiel deutlich schwerer zu pfeifen. All das endete dann in einer zweiminütigen Zeitstrafe für Niels Lütge, der Grund: Spielverzögerung. Das sich anschließende Neuwittenbeker Powerplay war allerdings alles andere als überzeugend. Bis sie dann aus einem Konter heraus, sieben Sekunden vor Ende der Zeitstrafe, doch zum Torerfolg kamen. In der gleichen Spielminute, der 33., sollte dann auch der SV Chemie seine Powerplayqualitäten unter Beweis stellen, nachdem ein Spieler des Zweitligisten nach hohem Stock die Strafbank drücken durfte. Zwar sah der Spielaufbau der Genthiner deutlich strukturierter aus, führte aber zu keinem zählbaren Erfolg. Im weiteren Spielverlauf, wurde das Spiel immer ruppiger, unsaubere teils unfaire Aktionen beider Seiten wurden kaum geahndet. So ging es dann mit einem 1:1 zum zweiten „Pausentee“.
Das letzte Drittel begann geradezu fulminant, allerdings nicht für die Hausherren. Gerade einmal 43 Sekunden dauerte es bis zum zweiten Gegentreffer. Ein gutes Solo fand sein Abschluss in einem platzierten Treffer im langen Winkel des Genthiner Gehäuses und nach etwas mehr als einer Minute wurde der Spielstand seitens Neuwittenbeks auf 3:1 erhöht. Als dann Kapitän Steffen Kalow für einen mehr als fragwürdigen Stockschlag auf die Strafbank musste und Genthin im resultierenden Penaltykilling wieder nicht ohne Gegentreffer blieb, hieß es 1:4 aus Sicht des SV. Es musste etwas passieren, wollte man ein Debakel vor heimischer Kulisse vermeiden. Also wurde aus einer Zonendeckung umgestellt auf Manndeckung und mehr auf die Offensive gesetzt. Das gab dem Gegner den Raum zum Kombinieren und so konnte er in der neunten und elften Spielminute weitere Treffer erzielen. Als dann mit Tom Hartmann der bereits Dritte Genthiner auf die Sünderbank musste, schien jegliche Chance vertan. Dieses Mal war es allerdings eine berechtigte, wenn auch mehr als unnötige Zeitstrafe für Kopfspiel. Erneut konnte das Team aus dem hohen Norden das Powerplay nutzen und auf 7:1 davon ziehen. Das letzte Highlight war dann aber doch auf Seiten der Genthiner. Einen Freischlag konnte Christoph Drohmann, nach Querpass von Sebastian Döring, in den Maschen des gegnerischen Netzes unterbringen und so für den 2:7 Endstand sorgen.
Zwar konnte Genthin nicht überzeugen und die Fans mit einem Sieg erfreuen, dennoch bleibt ein positives Gefühl, konnte man doch mit dem Tabellenführer der 2. Bundesliga West über weite Strecken des Spiels mithalten. Am Ende stellte sich der SV Chemie Genthin aber wieder einmal selbst ein Bein. Viel zu selten wurde der nicht wirklich überzeugende Torhüter des Gegners geprüft. Zwei Tore aus den wenigen Torschüssen sind dabei sicher eine sehr gute Quote aber nicht umsonst ist man in der eigenen Liga das Team mit den wenigsten Treffern. Zum anderen waren die vielen Zeitstrafen und drei, vom eigenen Spieler ins Tor gelenkte Bälle ein Hindernis. Eine desolate Schiedsrichterleistung tat ihr übriges. Zugegebener Maßen war es ein schwer zu pfeifendes Spiel, aber die vielen fragwürdigen Entscheidungen förderten die Aggressivität eher, als das sie eine Eskalation verhinderten. Die Unparteiischen wirkten oft überfordert und übersahen teils rabiate Vergehen, wie das Treten am Boden liegender Spieler. Allerdings wurden derartige Vergehen von beiden Mannschaften begangen und nicht geahndet. Am Ende war der Sieg für den TSV Neuwittenbek sicher verdient, wenn auch nicht in dieser Höhe. Genthin konnte die taktischen Unzulänglichkeiten des Gegners nicht nutzen, suchte zu selten den Abschluss und war körperlich deutlich unterlegen, was in einem derart körperbetonten Spiel ein deutlicher Nachteil war. Trotz allem gilt der Dank den zahlreichen Fans und Zuschauer, die hinter Genthin gestanden haben, sowie den Helferinnen und Helfer bei der Durchführung des kurzfristigen Spieles. Dem TSV Neuwittenbek wünschen wir viel Erfolg im weiteren Pokalverlauf und der 2. Bundesliga West.
Aufstellung Genthin: Denny Sturm – Christoph Drohmann (1/0), Steffen Kalow (0/0), Daniel Flister (0/0) – Phillip Friesecke (0/0), Niels Lütge (1/0), Eric Geue (0/0), Max Bannach (0/0), Tom Hartmann (0/0), Sebastian Döring (0/1)
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